Graue Farbtöne


Graue Farbtöne schaffen eine Umgebung für Akzente mit satten Farben. Sie geben außerdem Raum und Rahmen für eine Komposition und sie können eine ruhige nachdenkliche Atmosphäre schaffen.

Es gibt keine einfach graue Farbe (schwarz-weiß) - für den guten Beobachter ergeben sich viele unterschwellige Variationen im Zusammenspiel mit Orange, Blau, Grün, Rot, Violett - eben fast alle Farben.

Graus zu mischen muss nicht mit Schwarz und Weiß einher gehen - versucht einmal mit Komplementärfarben zu arbeiten und mischt diese miteinander. Zum Aufhellen braucht man tatsächlich noch Weiß dazu.

Setzt man z.B. eine Mischung von Gelb und Lila neben einen gelben oder violetten Farbton (siehe Bild), harmonieren diese sehr gut miteinander, weil Anteile des Nachbarn darin enthalten sind.
James Gurney

Jean Auguste Dominique Ingres (1780-1867): "Lieber grau als knallbunt."


Nachtbilder 2

Vielleicht ist es schon Nacht, vielleicht lässt das Tageslicht einfach schon so sehr nach, dass man als Maler gern schon den Pinsel beiseite legt, weil der Ursprungsidee keinen Lichtverlust zulässt oder die Zeit in die Dunkelheit einfach zu schnell ist, um sie "mal eben schnell" festzuhalten.

Schaut euch den Beginn der Dunkelheit an. Jetzt im Herbst geht das an grauen Tagen besonders gut. Stellt euch ein Stillleben zusammen und beobachtet. Was verändert sich? Was passiert mit den Farben? Was versteht mit den Rändern? Was geschieht mit den Schatten? etc.

Hier habe ich wieder Beispiele von Julian-Merrow Smith:
Wenn das Licht schwindet, bekommt hier z.B. die Quitte einen extrem satten Farbton, aber im Schatten verschwimmen Objekt und Untergrund bereits miteinander. Die Schatten selbst werden dunkler und ein heller Hintergrund verliert eben jene Helligkeit an manchmal schwer definierbare Farbtöne, welche jedoch sehr spannend sein können.

 Es ist noch später geworden. Es gibt bereits eine zweite Lichtquelle, die man durch die Reflektionen auf der linken Seite der Vase erkennt. Ansonsten verschwimmt hier noch mehr: Die Übergänge und Kontraste sind nicht mehr abgegrenzt. Nur die Reflektion vom Restlicht von draußen ist noch klar zu erkennen.

Nachtbilder 1

Woran erkennt man, dass Stillleben nicht bei Tageslicht entstanden sind?

Dazu ein Beispiel:

Julian Merrow-Smith

Hier ist der Hintergrund so dunkel, dass die angestrahlten Objekte leuchten und durch die künstliche Lichtquelle leuchten. Die Kontraste sind hart und extrem - besonders unter den Objekten (Kontaktschatten) -, aber trotzdem haben wir den Eindruck, dass man in den Hintergrund hineingreifen könnte. Das machen die unterschiedlichen Schattierungen im Hintergrund, die uns erst nach einer Weile auffallen, wenn wir uns an Brot, Messer und Käse "sattgesehen" haben. O:-)

Die Distanz zu Schwarz



Eine der auffälligen Qualitäten dieses Gemäldes von 1921 “The Breakfast Table" von Solomon J. Solomon ist der Gebrauch von Schwarz. Besonders das schwarze Kleid der Frau wird hier deutlich von den anderen dunklen Passagen im Bild abgegrenzt. Die Bereiche unter dem Tisch und den Sesseln und um die Füße der hinteren Figur beinhalten Farbe und halten sich zurück von purem Schwarz.

Solomon war ein Maler der Royal Academy, der auch in Frankreich gelernt hatte. In seinem Buch "The Practice of Oil Painting and Drawing," listet er Schwarz als eine der Farben auf seiner Palette auf, aber zitiert auch eine Maxime Rubens: "Es ist sehr gefährlich Schwarz und Weiß zu benutzen." 



Es ist nichts falsch an Schwarz als Farbe.


John Singer Sargent benutzte es auch, wie auch alle möglichen Maler in allen Jahrhunderten.
Die Gefahr kommt auf, wenn man Schwarz für alle dunklen Tonwerte verwendet: So durchdringt man das Gemälde mit zu vielen schweren, farblosen Anteilen. Das kann den dunklen Passagen die Leuchtkraft und das Besondere, das ein kleiner schwarzer Anteil ruhig haben darf.
Moderne Maler, die Fotos als Referenz nutzen, sollten sich dieses Problems bewusst sein, denn Fotos präsentieren viele Bereiche in purem Schwarz.